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Der Erinnerungskoffer: Ein Gespräch über das berührende Projekt für Demenzkranke

Wir laden Sie dazu ein, einen Einblick in ein bemerkenswertes Projekt der Fanabteilung des FSV Mainz 05 zu werfen! In enger Zusammenarbeit mit unserer Beratungs- und Koordinierungsstelle (BeKo) Demenz werden Menschen besucht, die von Demenz betroffen sind, um gemeinsam wunderbare Erinnerungen zu wecken. Erinnerungen, die weit über den Fußball hinausgehen.

In diesem Gespräch werden Sie mehr über einen bewegenden Ansatz zur Unterstützung von Demenzkranken erfahren, bei dem Leidenschaft und Emotionen im Mittelpunkt stehen.
Frau Maeder, die Leiterin der BeKo, nimmt uns mit auf eine Reise durch dieses berührende Projekt und teilt mit uns die einzigartigen Erfahrungen, die sich um den Erinnerungskoffer des FSV Mainz 05 ranken.

 

Frau Maeder, vielen Dank, dass Sie mit uns dieses wunderbare Projekt teilen. Wie lange arbeiten Sie bereits mit Menschen, die an Demenz erkrankt sind?

Sehr gerne! Ich bin gelernte Pflegekraft. Inzwischen arbeite ich jedoch zusätzlich seit vielen Jahren als Case-Managerin und Pflegeberaterin, daher habe ich viel Erfahrung im Umgang mit an Demenz erkrankten Patient*innen. Vor etwa zehn Jahren habe ich in der Tagesklinik 1 angefangen und bin seit drei Jahren mit 50 Prozent Stellenanteil in der Beratungs- und Koordinierungsstelle (BeKo) Demenz tätig.

 

Was ist die Idee hinter dem Projekt?

Es geht einfach darum, den Erkrankten eine schöne Zeit zu ermöglichen. Das steht im Vordergrund. Bei den Treffen wird der Erinnerungskoffer ausgepackt. Darin befinden sich Fanutensilien des FSV Mainz 05, die für reichlich Diskussionspotenzial sorgen. So manch schöne Erinnerung wird dabei geweckt, was durchaus sehr emotional sein kann.

 

Woher stammen die Erinnerungsstücke des FSV Mainz 05?

Die Fanabteilung von Mainz 05 stellt sie zur Verfügung. Meist sind es Privatsachen aus dem Keller der Fans: Trikots der alten Stars, ein originales Stück Kunstrasen, Live-Mitschnitte aus dem Stadion, Bälle... Da kommen viele tolle Objekte zusammen. Der Koffer wird immer größer. Also schaut doch gerne mal im Keller nach, ob dort vielleicht noch ein Stück 05er Geschichte schlummert.

 

Die BeKo Demenz plant Aktionen rund um das Thema Demenz. Wie kam es nun zu dem Projekt „Ein Koffer voller Erinnerungen“?

Die Idee kam von Cecilia Alsfässer, die in der Fanabteilung des 1.FSV Mainz 05 tätig ist. Das Projekt gibt es bereits vereinzelt bei anderen Vereinen. Vor zwei Jahren kam Frau Alsfässer auf mich zu und schlug mir die Idee vor. Ich war sofort begeistert und übernehme seitdem die Beratungs- und Schulungsfunktion.

 

Worauf kommt es bei den Schulungen an?

Ich versuche das Team bestmöglich mit den Herausforderungen im Umgang mit der Krankheit und den möglichen Auswirkungen vertraut zu machen. So ein Treffen verläuft nicht immer nach Plan, deshalb ist es wichtig, spontan auf unvorhergesehene Verhaltensweisen zu reagieren. Diskussionen sind nicht angebracht, da gilt es auch ein wenig flexibel zu sein. Sensibilität ist die Grundvoraussetzung, um ein respektvolles Treffen zu gewährleisten.

 

Warum eignet sich das Thema Fußball gut, um Erinnerungen zu wecken?

Fußball bedeutet Emotionen, Miteinander und steht in Verbindung zu schönen Erlebnissen. Selbst Menschen, die es nicht mochten, haben etwas dazu zu sagen. Manchmal heißt es dann, der Mann sei immer zu den blöden Fußballspielen gegangen – und das alleine kann schon für ein Schmunzeln sorgen. Andere verbinden es mit Fastnacht oder dem Sängerverein. Es muss nicht zwingend um den Fußball an sich gehen.

 

Gibt es den ein oder anderen Fan des FSV Mainz 05, der sich ganz besonders freut?

Auf jeden Fall! Ich habe von tollen Anekdoten gehört, die nur wahre Urgesteine unter den Fans kennen. Einige können sogar noch alle Trainer der Vergangenheit aufzählen. Die Erinnerung an etwas Schönes, das uns so lange begleitet hat, ist unheimlich stark.

 

Wie läuft so ein Treffen ab?

Das ist sehr individuell. Im Mittelpunkt steht zwar der Koffer, aber die Möglichkeiten sind vielfältig. Der Rasen kann gefühlt werden, manchmal wird mit dem Ball gespielt; Bilder machen die Runde. Und auch ein Quiz erfreut sich großer Beliebtheit. Zum Abschluss wird oftmals „Im Schatten des Doms“ gesungen. Fußball bietet so viele Möglichkeiten und Anknüpfungspunkte.

 

Wie viele Menschen arbeiten derzeit im Team?

An die zehn bis zwölf Menschen und es kommen immer Neue dazu. Die Treffen finden dann in zweier Teams statt. Pflegeeinrichtungen können sich dafür bewerben und mit uns einen Termin vereinbaren.

 

Wie kann man das Projekt unterstützen?

Da gibt es verschiedene Möglichkeiten. Wer Interesse hat, kann sich gerne per E-Mail melden (erinnerungskoffer@mainz05.de). Wir freuen uns über jedwede Unterstützung, seien es passende Gegenstände für den Koffer oder die eigene Mithilfe.

 

Wir danken Frau Maeder herzlich für dieses Gespräch.